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Mallorca - nur emotionale Rendite

Mallorca - nur emotionale Rendite

Das Problem einer Währungsunion lag von Beginn an auf der Hand. Für wirtschaftlich leistungsfähige Staaten wie Frankreich, die Niederlande oder Deutschland änderte sich nicht viel, weil der neue Euro ganz ähnlich stark bewertet wurde wie Franc, Gulden oder Deutsche Mark. Aber für Länder wie Portugal oder Griechenland änderte sich eine Menge. Diese Länder verfügten plötzlich über eine Währung, die in ihrem Wert die Wirtschaftskraft ihres Lan- des übertraf. Nach dem Zustandekommen der Währungsunion beurteilte der Käufer einer griechischen Staatsanleihe die Stabilität der verbrieften Währung und ihr Wertsteigerungspotential mit Blick auf den gesamten Euroraum, also in der Tendenz günstig. Nur das Ausfallrisiko musste er gesondert beurteilen, vielleicht in der Tendenz für ihn dann eher ungünstig. Allerdings hat der Markt den ersten Horizont zwar klar vor Augen gehabt, aber den zweiten, das Ausfallrisiko, für marginal gehalten. Staatsanleihen für Länder des Euroraumes sollten nach der rechtlichen Konzeption der europäischen Ver- träge unterschiedliche Risikobewertungen mit entsprechend unterschiedlichen Zinsversprechen – sprich Finanzierungskosten – der Staaten mit sich bringen. Dieser Mechanismus wurde von den Architekten der Währungsunion nicht als Unfall angesehen, sondern als wünschenswerter Normalfall. Dass „ärmere“ Länder höhere Zinsen zahlen als „reichere“, hat mit „Armut“ oder „Reichtum“ nichts zu tun. Warum war solche „Ungerech- tigkeit“ gewünscht, warum soll- ten „ärmere“ Länder für Staats- schulden mehr zahlen als „reichere“? Ganz einfach, weil das Ausfallrisiko mit Armut und Reichtum unmittelbar nichts zu tun hat. Viel wichtiger sind die Solidität der öffentlichen Haushaltswirtschaft und die Tragfähigkeit des Systems. Man muss als Volkswirtschaft nicht reich sein, um als Staat dem Euroraum beizutreten. Die entscheidenden Kriterien sind vor allem eine solide öffentli- che Haushaltswirtschaft und eine gesunde Leistungsbilanz. Sparguthaben der Bürger sind dabei indirekt für die Bonitätsbeurteilung eines Landes nützlich. Ein Land wie Estland, das zuletzt Mitglied der Währungsunion wurde, zeigt worum es geht. Gerechtigkeitsargumente sind manchmal ambivalent. Die von einer Seite 151 Ein Kontinent auf dem Irrweg

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